Ich habe den Thread erst jetzt gesehen, möchte ihn mal reanimieren und mal einige Punkte aufgreifen.
Aber letztes Jahr hab ich die Impfung machen lassen, und lag trotzdem im Februar flach, wegen einem "grippeähnlichen Virus".
Darin liegt das große Problem. Die meisten medizinischen Laien benützen für den „grippalen Infekt“ (Syn.: „Erkältungskrankheit“) fälschlicherweise die Bezeichnung „Grippe“ und glauben daher, die Grippe-Impfung schütze auch vor solchen. Das kann aber gar nicht funktionieren, da die vielen verschiedenen Erreger des grippalen Infektes mit dem Grippevirus meistens noch nicht mal verwandt sind.
Man soll ja Kerngesund sein, wenn man sich Imofen lässt. Da versteh ich aber nicht, warum gerade Alte und Kranke Menschen geimoft werden sollen?
Das ist ein immer wieder zitiertes Gerücht, aber es ist falsch. Es gibt generell nur sehr wenige Kontraindikationen gegen Impfungen, und gerade chronisch Kranken und auch immunschwachen Menschen wird die Grippeimpfung empfohlen. Man kann theoretisch sogar während eines grippalen Infekts impfen, auch wenn’s praktisch kaum jemand tun wird.
Heilpraktiker dürfen weder für noch gegen eine Impfung sein, denen wurde nämlich vom Gesundheitsamt verboten, sich dazu zu äussern, bzw. den Patienten Ratschläge dazu zu geben.
Das ist nicht richtig. Heilpraktiker dürfen zwar lt. IfSG keine Impfungen durchführen, aber sie dürfen sich durchaus darüber äußern, in welche Richtung auch immer.
Zuerst muss ich mal zu den Berichten über Tamiflu was sagen. Mich wundert doch sehr, dass da ein Mittel ausverkauft sein soll, das verschreibungspflichtig ist. Wie kann das denn gehen? Wie kann ein Patient, der ein Rezept haben muss, in der Apotheke "hamstern", wie ja allgemein gesagt wurde.
Und dass Ärzte das wegen der Vogelgrippe vermehrt verschreiben???
Seit Ende letzten Jahres gilt für Tamiflu eine strenge Abgaberegelung. Es darf nur noch in Einzelfällen, mit begründender Diagnose abgegeben werden und darf auch von den Apotheken nur in kleinsten Mengen bevorratet werden. Prophylaktische Verordnungen sind untersagt. Hamsterkäufe sind ja ohnehin nicht möglich, da das Präparat verschreibungspflichtig ist, und vorbeugende Massenverschreibungen sind durch die Begründungspflicht auch nicht (mehr) möglich.
Ich persönlich wurde als Hausarzt bislang übrigens nur ein einziges Mal gebeten, Tamiflu vorsorglich zu rezeptieren.
Zur Grippeimpfung: Das die echte Grippe eine sehr, sehr schlimme Erkrankung ist, ist mir schon klar. Was mich aber total stört, ist die grosse Panikmache.
Wo wird denn bitteschön Panik betrieben? Es wird lediglich ziemlich nüchtern über die Risiken der Grippe aufgeklärt, und die Fakten liegen auf dem Tisch: auch ohne Grippeepidemie sterben in Deutschland jährlich ca. 5000-8000 Menschen an den Folgen der Grippe. Meist sind ältere oder chronisch Kranke betroffen. Während großer Epidemien, wie zuletzt 1995/96 sterben ca. 30000 Menschen an der Grippe.
Das Risiko zu Nichtepidemiezeiten an einer Grippe zu sterben beträgt allgemein ca. 1:40000, für Risikogruppen sogar ca. 1:11000.
Auch Volkswirtschaftlich ist die Grippe von Bedeutung. So wurden die Kosten für die „kleinere“ Grippewelle 2004/2005 auf 1,3 Mrd. € beziffert.
Für diesen Betrag könnten übrigens ca. 108 Mio. Menschen mit dem teuersten Impfstoff gegen Grippe geimpft werden.
Heut rief das Pflegeheim meiner Großmutter, dessen gesetzlicher Betreuer ich bin, an und fragte ob sie meine Großmutter impfen dürfen. […] und sagten sie würden gerade neben meiner Großmutter stehen und hätten die Spritze schon in der Hand - und es wäre ja wohl besser die alten Menschen zu impfen bevor sie an der Grippe sterben würden.
[…] Daraufhin sagten sie dann etwas unwirsch: "Na ja - eine Woche könne das wohl noch warten, oder wir rufen ihren Hausarzt an und fragten den um Erlaubnis."
Das ist ja wohl die gröbste Geschichte, die ich bzgl. Impfaufklärung und –Durchführung je gehört habe. Hier gibt es wohl kaum eine Vorschrift, die nicht verletzt worden wäre.
So darf eine Impfung niemals durchgeführt werden. Wie kommen die Angestellten des AH denn auf das schmale Brett, Bewohner eigenverantwortlich impfen zu wollen?!
zwar etwas spät, aber immerhin. Ich hab mich vor Jahren mal gegen Grippe impfen lassen und hatte anschließend so eine Erkältung wie nie zuvor in meinem ganzen bisherigen Leben. Ich hab mir geschworen, mich nie!!! mehr Grippe impfen zu lassen.
Eine Erkältung hat weder etwas mit der Grippe noch mit der Grippeimpfung zu tun. Naturgemäß findet die Grippeimpfung in der Erkältungssaison statt, und daher ist es auch nicht ungewöhnlich, dass in diesem Zeitraum grippale Infekte auftreten. Ein kausaler Zusammenhang mit der Grippeimpfung besteht jedoch nicht. Nach einer Grippeimpfung kommt es jedoch gelegentlich zu leichten „grippalen“ Erscheinungen, die über 1 bis 3 Tage anhalten.
Sie lässt sich also impfen. Und dieses Jahr passierte, was ich schon lange befürchtete, es ging ihr hundsmies nach der Impfung!
Wenn man „hundemies“ als Grippalen Infekt deutet, dann s.o.. Ansonsten lag hier wohl eine stärkere systemische Reaktion vor.
Interessant ist übrigens, dass es bei placebokontrollierten Studien in Verum- und Placebogruppe gleich häufig zu solchen systemischen Reationen kam. Nur die Lokalreaktionen waren mit 63,8 : 24,1% deutlich stärker in der Verumgruppe vertreten.
Meine Ma hat sich auch erzählen lassen, durch diese Impfung sei man auch gegen normale Infekte besser gewappnet.
Das ist leider genauso frommes Wunschdenken, wie die Vorstellung, man könne mit Vitaminen etc. einem grippalen Infekt oder gar einer Grippe vorbeugen.
Meine persönlichen Erfahrungen mit der Grippeimpfung:
Natürlich lasse ich mich gegen Grippe impfen, da ich als Hausarzt zu einem gefährdeten Personenkreis zähle und mir eine mehrwöchige Erkrankung schon rein wirtschaftlich gar nicht leisten kann. Letztes Jahr hatte ich nach der Impfung eine etwas stärkere Lokalreaktion mit Lymphknotenschwellung in der Axilla, aber sonst habe ich nie Probleme gehabt.
Auch nach ungezählten durchgeführten Grippeimpfungen (allein in dieser Saison dürften es bislang ca. 200 sein), konnte ich noch nie Impfreaktionen sehen, die über das in der Fachinfo beschriebene „normale Maß“ (Lokalreaktion, leichte grippale Erscheinungen) hinausging.
Ich habe aber bereits mehrere Patienten mit einer Grippe gesehen und kann nur sagen: denen ging es hundeelend, und zwar über Wochen. Das war wirklich kein Spaß mehr. Keiner dieser Patienten war zu diesem Zeitpunkt geimpft, einige glaubten, mit „immunstärkenden Maßnahmen“ (Vitamine Umckaloabo etc.), genug vorgebeugt zu haben.
vg
Andi