Hallo Kala Tara und andere Interessierte,
als ich eben sah, dass sich in diesem Thread wieder etwas tut, möchte ich nun auch noch mal etwas zu meinen Erfahrungen sagen:
Weiter oben hatte ich ja über die Schwierigkeiten berichtet, die mein Sohn mit seiner ganz besonderen Art so langsam bekam...
Trotz Ergotherapie, Elterntraining, sehr viel Liebe, Konsequenz und Zuwendung in der Erziehung verschlimmerten sich die schulischen Probleme weiter.
Bei den Hausaufgaben kam es dann irgendwann zu psychosomatischen Beschwerden wie Kopf- und Bauchschmerzen und mein Sohn litt extrem darunter, dass er 'einfach nicht anders könne' als ständig rumzuhibbeln, ständig rumfliegende Gedanken hätte, beim Kopfrechnen die Aufgabe vergessen würde bevor er auf das Ergebnis käme und so weiter...
Seine schulischen Leistungen gingen so weit in den Keller, dass ich schon befürchtete, ihn (trotz seiner sehr guten Auffassungsgabe) auf einer Förderschule anmelden zu müssen.
In meiner Not wandte ich mich erneut an seinen Kinder- und Jugendpsychiater.
Dieser geht mit der Gabe von Ritalin (und ähnlichen Medikamenten) sehr vorsichtig um, aber in unserem Fall meinte er, ein Versuch sei zumindest angebracht.
Nach Abklärung evtl. Kontraindikationen per Blutbild und EEG, begannen wir dann im Sommer letzten Jahres mit einer Gabe von 'Medikinet' in einer fast homöopathischen

Dosierung von 2 x 5 mg.
Die sofortige Wirkung war so deutlich und positiv, dass ich es damals kaum glauben konnte :
Mein Sohn konnte auf einmal 'bei der Sache bleiben', seine Klassenlehrerin sprach mich darauf an, dass er kaum noch rumhibbelt und den Unterricht nicht mehr stört, und unser Familienleben hat sich dadurch, dass der Druck durch das potentielle Schulversagen nun nicht mehr gegeben ist, enorm entspannt
Meine Angst, dass sich mein Sohn durch das Medikament in seiner Persönlichkeit verändert, hat sich zum Glück nicht bestätigt !
Er ist der gleiche liebenswerte Chaot, der er immer war, hat den Kopf voller Ideen, die er z.T. mit seinen guten Freunden teilt, und hat immer noch 'Hummeln im Mors'
(Nebenwirkungen wie Appetit- oder Schlafstörungen waren auch keine erkennbar)
Bei der Medikation sind wir aus praktischen Gründen zwischenzeitlich auf 1x täglich 'Medikinet retard' 10 mg. übergegangen.
Seit der Kurze nun aber so toll mit der Schule (das Halbjahreszeugnis war richtig klasse) und sich selbst klarkommt, haben wir begonnen, das Medikament auszuschleichen.
Wochenenden und Ferien sind 'drogenfrei'

und nach und nach wird es sicherlich auch klappen, dass das - inzwischen eingeschliffenene - Verhalten bezüglich Schule und Hausaufgaben auch ohne Medikamente funktioniert...
Meine Erfahrungen sind sicher nicht repräsentativ, und es gibt bestimmt auch Kinder/Familien bei denen ganz andere Therapie-Ansätze angesagt sind.
In unserem Fall wurde durch das Medikament sicher auch ein gewisser 'Teufelskreis' durchbrochen.
Meinen eigenen Anteil daran, dass die Lage früher gelegentlich etwas eskalierte, sehe ich durchaus !
Aber inzwischen kommt vom Junior dann der Spruch :
" Mama, ICH habe heute meine Medizin genommen. Nimm Du mal wieder deine Bachblüten ! (in meinem Fall 'Impatiens'

)
Und, @ Kala Tara : Das mit den Selbstheilungskräfen kann ich nur bestätigen !
Kaum jemand in unserer Umgebung ist so selten krank bzw. so schnell wieder fit, wie wir
Ich wünsche jedem, der direkt oder indirekt von AD(H)S betroffen ist, dass er den für sich selbst passenden Weg findet !
Der kann ganz anders aussehen als der unsrige, aber ein *Verteufeln* von medikamentöser Behandlung ist aus meiner Sicht nicht angebracht.
LG Bärbel